Auch wenn dieser Club letztes Jahr das 100-Jahre-Jubiläum feiern konnte und sein Direktor Pierre Rindlisbacher gerne mal im klassischen Hickory-Outfit auftritt, ist der Golf Club de Lausanne alles andere als verstaubt, im Gegenteil. Rasch wird im Gespräch mit dem Clubdirektor klar, dass der rund 1000 Mitglieder zählende Traditionsverein vor den Toren von Lausanne trotz seinem hohen Alter immer noch überaus attraktiv und dynamisch daherkommt. «Die Kombination aus Geschichte und Innovationskraft ist in unserem Club stets spürbar, und darauf sind unsere Mitglieder mit Recht stolz», fasst Pierre Rindlisbacher zusammen. Man tue in Lausanne viel dafür, den Sport auf dem Golfplatz möglichst erfolgreich zu betreiben, das Clubleben mit verschiedensten Anlässen lebhaft zu gestalten und mit vorausschauenden Projekten die Clubzukunft für nachfolgende Generationen zu sichern. 

Mit Pierre Rindlisbacher steht dem Golf Club de Lausanne ein heute 57-jähriger Mann als Direktor vor, der hier bereits seit seiner Schulzeit verkehrt, wie er sich schmunzelnd erinnert: «Als ich 13 Jahre alt war, hatte mein Vater den Posten des Caddiemasters inne und ich durfte in meiner Freizeit den Mitgliedern des Clubs als Caddie die Golftasche tragen. Das ergab am Ende der Saison einen schönen Batzen Sackgeld!» Mit Freude übernahm Pierre Rindlisbacher als 20-Jähriger dann von seinem Vater den Job. Er dachte sich damals, diesen wohl nicht länger als ein Jahr auszuüben. Aus dem geplanten Jahr wurden jedoch deren 20. Erst 2006 trat Pierre Rindlisbacher den Posten des übrigens heute noch existierenden Caddiemasters ab und wurde zum Clubdirektor ernannt.

Es gibt heute wohl kaum eine Ecke des Platzes – an dessen Gestaltung über die Jahre namhafte Platzarchitekten wie Donald Harradine, Hermann Narbel oder zuletzt Jeremy Pern Hand anlegten –, welche Pierre Rindlisbacher nicht kennt. Und welch bewegende Geschichten es rund um den Platz von Lausanne gibt, wird im 100-Jahre-Jubiläumsbuch lesenswert zusammengefasst. An einige Anekdoten erinnert man sich im ausgezeichnet dokumentierten Archiv des Clubs nur zu gut. Sinnbildlich dafür stehen die Begebenheiten während der Kriegswirren 1940, erzählt der Clubdirektor: «Die Anbauschlacht zur Notversorgung der Schweizer Bevölkerung wurde auch auf dem Golfplatz von Lausanne geschlagen. Auf einem Drittel des Golfplatzgeländes, das heute noch zum grossen Teil der Stadt Lausanne gehört, wurde Getreide angepflanzt. Glücklicherweise achtete man darauf, alle Greens zu verschonen, damit man nach dem Krieg schon bald wieder gepflegt Golf spielen konnte.»

Die Geschichte ist im Parkland des Lausanner Golfclubs allgegenwärtig und wird von den mächtigen Bäumen zwischen den Fairways noch verstärkt. Die Dynamik fehlt dem sportlich ambitionierten Club deshalb aber keineswegs. Pierre Rindlisbacher weist gerne auf die nationalen und internationalen Turniere hin, welche auf dem Par-72-Platz von Lausanne ausgetragen werden. Und nicht selten finden sich Clubmitglieder zuvorderst in den Rang­listen wieder. Topklassierungen bei den Schweizer Interclub-Meisterschaften in diversen Männer- und Damenkategorien gehören ebenso zum Palmarès des Clubs wie zahreiche Podestplätze bei den verschiedenen Nachwuchsmeisterschaften. Damit die Trainingsbedingungen für die Clubmitglieder aller Altersklassen optimal sind, wird in Lausanne fortlaufend in die Infrastruktur investiert, sagt der Direktor: «Die letzten Jahre haben wir unser Trainingsgelände beim Clubhaus komplett erneuert. Ausserdem unterziehen wir unseren ganzen Platz seit einiger Zeit einem Veränderungsprozess mit neuen Greens. Golfplatzarchitekt Russell Talley hat von uns zudem den Auftrag erhalten, für unsere jüngsten und ältesten Mitglieder auf den Tee-Boxen einen fünften, verkürzten Abschlag zu bauen.»

Lausanne zählt zu den zehn ältesten privaten Golfclubs der Schweiz und liebt seine Traditionen. Heute noch sind von den rund 40 Mitarbeitenden des Clubs zehn als Caddies angestellt, welche ihre Dienste für einen Aufpreis zur Verfügung stellen. In den Garderoben des Clubs sorgen sowohl bei den Damen als auch bei den Herren Concierges für Ordnung. Und im clubeigenen Restaurant Brigade, welches täglich mit gediegener Atmosphäre und guter Küche für das Wohl seiner Gäste sorgt, werden Handys ebenso wenig geduldet wie auf dem ganzen Golfplatz. Gäste sind übrigens unter der Woche als Greenfee-Spielende gegen Voranmeldung und mit mindestens Handicap 36 willkommen. Das Greenfee beträgt 170 Franken für 18 und 90 Franken für 9 Loch. Am Wochenende ist der Platz ausschliesslich den Clubmitgliedern und ihren Gästen vorbehalten. «Unseren Platz sollte man unbedingt mindestens einmal im Leben gespielt haben, es lohnt sich wirklich», sagt Clubdirektor Pierre Rindlisbacher zum Abschluss des Gesprächs.

Highlights

101 Jahre Schweizer Golfgeschichte: Mit seiner Gründung im Jahre 1921 gehört Lausanne zu den ältesten noch existierenden Golfclubs der Schweiz.

Sportliche Ambitionen und Interclub-Erfolge: Die Damen- und Herrenteams aus Lausanne belegen in nattionalen Turnieren regelmässig Spitzenplätze.

Jubiläumsschrift 1921–2021: Die Autoren Pierre Ducrey und Michael Krieger haben in «Le Golf Club de Lausanne» die Clubgeschichte lesenswert zusammengefasst.