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Lukas Andreossi – Mehr als nur Rasen mähen

Greenkeeper machen Golf erst möglich. Ihr Berufsalltag ist hart und nicht immer nur dankbar, sagt Lukas Andreossi. Als Verbandspräsident und Headgreenkeeper gibt er Einblicke in die Golfplatzpflege und ihre Herausforderungen.

Als Schweizer Greenkeeper wird man heute mit etlichen Schwierigkeiten konfrontiert: fordernde Wetterkapriolen, wachsender Fachkräftemangel, lange Arbeitszeiten, restriktive Umweltvorschriften, und dem nicht genug – auch die Golfenden benehmen sich auf den Plätzen nicht immer nur freundlich. Mit solchen Herausforderungen ist Lukas Andreossi täglich konfrontiert. Als Präsident der Deutschschweizer Sektion des Greenkeeper-Verbandes SGA bekommt er einen Grossteil der Freuden und Leiden seiner Kolleg:innen mit, welche auf den knapp 100 Golfplätzen der Schweiz tätig sind. 

Sobald der Winter vorüber und der Schnee geschmolzen ist, geht die aufwendige Rasenpflege der Schweizer Greenkeeper wieder los.

«Unsere Arbeit ist sehr abwechslungsreich. Wir leisten viel mehr, als nur täglich den Rasen zu mähen», stellt Lukas Andreossi zu Beginn des Gesprächs klar und räumt damit gleich mit einem Klischee auf. Als Verbandspräsident ist es ihm nämlich ein Anliegen, das Verständnis für seine Berufsgattung zu fördern. Und als Headgreenkeeper im zürcherischen Golfclub Augwil weiss er, wovon er spricht. Zum Verständnis gibt er einen kurzen Überblick über den Alltag eines Greenkeepers: Das Hauptaugenmerk gilt den Fairways, Greens, Abschlägen und Bunkern. Je nach Jahreszeit und Wachstum müssen die verschiedenen Gräser zwei bis drei Mal pro Woche geschnitten werden. Und auch die Sandbunker brauchen viel Pflege in Form von Rechenarbeit. «Auf jedem Green werden zudem die Fahnen drei bis fünf Mal pro Woche versetzt, um das empfindliche Gras vor allzu grossem Spieldruck zu schonen, und weil die Lochkanten auf Dauer an Qualität einbüssen.» Vor jedem handicapwirksamen Turnier ist alles auf Vordermann zu bringen und allfällige Vorgaben zu exakten Grasschnitthöhen auf den Fairways und Semi-Roughs sind zu befolgen.

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In trockenen Jahrhundertsommern wie dem von 2022 bringt der Kampf gegen die Austrocknung der Spiel­bahnen und Gräser gewichtige Mehrarbeit mit sich. Dabei werden die Greenkeeper immer wieder vor grosse Herausforderungen gestellt, weiss Lukas Andreossi aus eigener Erfahrung: «Auch wenn viele Golfplätze ihre Grünflächen in solchen Extremsituationen mit Wasser aus eigenen Reservoirs oder Seen pflegen und dabei die Vorgaben der Gemeinden und Kantone befolgen, kommt es immer wieder vor, dass sich Nichtgolfende daran stören und ihren Unmut bei uns abladen.» Es sei in den oft emotional geführten Gesprächen nicht immer einfach, die Ruhe zu bewahren. In die gleiche Kategorie fällt das falsche Bild, welches in der Öffentlichkeit immer noch kursiert, was die Behandlung der Golf-Grünflächen mit Düngemitteln und chemischen Stoffen anbelangt.

Längst haben sich Swiss Golf und viele Golfclubs der GEO-Zertifizierung verschrieben. Golfplatzbetreiber bekennen sich damit zu einem nachhaltigen Betrieb und zum umweltverträglichen Umgang mit der Natur. Da­rüber hinaus seien die Greenkeeper in der Schweiz schon längst sehr sorgsam im Umgang mit chemischen Hilfsmitteln: «Heute setzen wir, wenn immer möglich, organische und natürliche Produkte wie Spurenelemente, Eisen oder Mikroorganismen ein, um beispielsweise mit Pilzbefall fertig zu werden», erklärt Lukas Andreossi. Zur Veranschaulichung zieht er einen Vergleich bei. So müssen Landwirte heute bei der stark zehrenden Weizenzucht zur Düngung rund zehn Mal so viel Hilfsmittel einsetzen, wie auf dem Golfplatz für die Auffrischung der Greens und Fairways notwendig ist. «Denn jeder Greenkeeper hat auf seinem Platz meist jahrelange Erfahrung und weiss, was es an Hilfsmitteln benötigt, um das beste Resultat zu erzielen.»

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Augwil

Ein ganz eigenes Kapitel besetzt der Umgang mit den Golfer:innen. In der Regel haben alle Greenkeeper das gleiche Ziel wie die Golfenden: einen möglichst schönen Platz zu haben. Doch leider bedingen verschiedene Witterungsverhältnisse und Jahreszeiten eine Zu- oder Abnahme der Platzqualität. «Diese Tatsachen und Schwierigkeiten werden von einigen Golfenden nicht anerkannt – da würden wir uns manchmal etwas mehr Akzeptanz wünschen», sagt der Verbandspräsident. Persönlich habe er es als Greenkeeper leider schon auf verschiedenen Plätzen des Öfteren erlebt, dass Golfende dem Platz die Schuld geben für ein schlechtes Spiel und entsprechende Resultate. Und weil die Wartungsarbeiten zwangsweise nicht während der Nacht erledigt werden können, müssen Spielende und Greenkeeper tagsüber aneinander vorbeikommen. «Wir haben ständig einen Blick auf PC CADDIE und versuchen, unsere Arbeiten so auf den Platz zu verteilen, dass wir an den Flights vorbeikommen. Toleranz ist hier von beiden Seiten gefragt.» Es sei tagtäglich Ziel jedes Greenkeepers, einen schönen Platz präsentieren zu können. 

Grundsätzlich mache ihm der Beruf des Headgreenkeepers viel Spass. Und Stolz schwinge natürlich auch immer mit, wenn alle zufrieden seien mit dem Zustand einer Golfanlage. «In Grossbritannien ist Headgreen­keeper ein angesehener Beruf», bemerkt Lukas Andreossi. Das werde ihm immer wieder bewusst, wenn er sich mit Greenkeeper-Verbänden anderer Länder austausche. Und irgendwann werde dieselbe Wertschätzung auch den Schweizer Greenkeeper:innen zuteil, ist der Verbandspräsident überzeugt.

5 Wünsche von Greenkeepern

  1. Zeige Respekt gegenüber dem Platz und seinen Pflegern. 
  2. Hinterlasse den Platz so, wie du ihn selbst anzutreffen wünschst. Also so, wie du es bei der Platzetikette gelernt hast: Divots zurücklegen, Pitchmarken ausbessern, Bunker rechen und Rechen ordentlich zurücklegen.
  3. Grüsst euch auf dem Platz und geht respektvoll miteinander um.
  4. Nimm die Ausgleichsflächen und Biotope mit ihrer Fauna und Flora als wertvolle und nicht als störende Bestandteile der Golfanlage wahr.
  5. Sei dir bewusst, dass Greenkeeper ihre Arbeit für die Golfenden ausüben.
Lukas Andreossi
Golf Augwi

Lukas Andreossi

Lukas Andreossi Präsident SGA 

Der 34-jährige Lukas Andreossi ist seit Oktober 2022 Präsident des Schweizer Greenkeeper-Verbandes und Headgreenkeeper im zürcherischen Golfclub Augwil. Als gelernter Landschaftsgärtner fühlte sich der heute im Zürcher Unterland Lebende früh zum Golfsport hingezogen. Von 2008 bis 2015 arbeitete er als Greenkeeper im Golfclub Schloss Goldenberg. In dieser Zeit absolvierte er die Greenkeeper-Schule und später in Augwil die Headgreen­keeper-Ausbildung. SGA Swiss Greenkeepers Association.

Die SGA ist der Berufsverband der Schweizer Green­keeper. Der Verein sorgt sich um die Aus- und Weiterbildung der Greenkeeper, fördert die eigene Berufsgattung, pflegt den Erfahrungs­austausch in der Schweiz und mit anderen Greenkeeper-Verbänden im Ausland und sorgt sich um die ökologische und ökonomische Verbesserung der Golfplatzpflege.